Blattschneiderameisen
Als Blattschneiderameisen bezeichnet man zwei verschiedene Gattungen von Ameisen, die mit ihren Mundwerkzeugen
organisches Material (vorzugsweise Pflanzen und Blütenblätter) in kleine Stückchen zerschneiden und diese in ihr Nest transportieren.
Blattschneiderameisen, die sich auf Gras spezialisiert haben, werden auch Grasschneiderameisen genannt gehören aber keiner eigenen Gattung oder Art an.
Blattschneiderameisen gehören zu der Familie der Ameisen (Formicidae) und zur Unterfamilie der Knotenameisen (Myrmicinae), und teilen sich in die Gattungen „Atta” und „Acromyrmex” auf.
Die Blattschneiderameisen leben in einer Symbiose mit einem Pilz, der ihnen und ihrer Brut als Nahrung dient.
Sie fressen die eingetragenen Blätter also nicht selbst, sondern verarbeiten diese in vielen Zerkleinerungsschritten zu einem Brei, der dem Pilz als Nahrung dient.
Kasten:
Es gibt bei den Blattschneiderameisen verschieden große Arbeiterinnen. In der Fachsprache wird das Polymorphismus genannt. Diese verschieden großen Arbeiterinnen haben in der Kolonie unterschiedliche Aufgaben. Zum Beispiel gibt es wenige Millimeter große Arbeiterinnen, die hauptsächlich im Inneren des Pilzes leben und diesen pflegen. Dann gibt es die mittelgroßen Arbeiterinnen, die richtige Allrounder sind und den Pilz von außen, innen, oben und unten bearbeiten und die „angeschleppten” Blätter zerkleinern. Die Aufgabe der größeren Arbeiterinnen besteht darin Blätter zu finden, diese zu schneiden und zum Nest zu transportieren. Desweiteren besitzen Atta Kolonien eine Kaste in der die Individuen bis zu 23mm groß werden, diese werden „Supermajore” oder „Soldaten” genannt. Die Supermajore sind richtige Kraftpakete und haben außergewöhnlich große Mandibeln mit einer kräftigen Muskulatur. Sie sollen die Kolonie vor Fressfeinden oder rivalisierenden Ameisenvölkern schützen. Die Königin ist bei der Gattung „Atta” außergewöhnlich groß, sie kann je nach Art eine Größe von 35mm erreichen. Im Gegensatz zu „Atta”, können „Acromyrmex” mehrere Königinnen in einer Kolonie haben (Polygynie). Dafür fallen die Königinnen bei „Acromyrmex” kleiner aus und können nur bis zu 15mm groß werden.
Informationssystem:
Um anderen Arbeiterinnen innerhalb der Kolonie mitzuteilen, wo eine Arbeiterin Nahrung gefunden hat, legt diese auf dem Rückweg, beginnend bei der gefundenen Nahrung, eine Duftspur bis zum Nesteingang zurück. Damit eine Arbeiterin von einer Futterstelle den Weg zurück zum Nest überhaupt findet, hat sie schon während der Suche nach dem Futter eine gestrichelte Duftspur hinter sich gelegt. Erst wenn die Arbeiterin tatsächlich Futter gefunden hat, wird die Duftspur auf dem Rückweg zu einer durchgehenden Linie nachgebessert. Jede Arbeiterin die dort wieder Nahrung findet, verstärkt auf dem Rückweg diese Duftspur. Je stärker die Duftspur ist, desto mehr Ameisen werden ihr folgen und sie bei Bedarf weiter verstärken. Auf diese Weise entsteht innerhalb kürzester Zeit eine große, organisierte Ameisenstraße.
Haltung:
In der Haltung dieser faszinierenden Ameisen stößt man allerdings auf einige Probleme.
- Zum einen können Blattschneiderameisen riesige Kolonien bilden und so eine Menge Platz in der Wohnung in Anspruch nehmen. Auch die Lebenserwartung einer Blattschneiderameisen-Kolonie kann, je nach Haltungsbedingungen, bei einigen Jahrzehnten liegen.
- Da die Fütterung bei diesen Exoten über das ganze Jahr hinweg gesichert werden muss, und wir hierzulande im Winter nicht allzu viel Grünzeug im Garten, Wald und Wiesen finden, muss man Alternativen suchen.
- Auch der Ausbruchsschutz bei Blattschneiderameisen ist aufgrund der enormen Koloniegrößen und ihrer teilweise sehr kleinen Körpergröße, eine schwierige Angelegenheit. Die kleinsten Arbeiterinnen sind nicht viel größer als 1mm und können selbst durch die kleinsten Öffnungen entkommen. Die großen Arbeiterinnen können mit Hilfe ihrer starken Mandibeln die Lüftungsgitter der Becken durchbeißen und die Silikonfugen entfernen. Daher ist ein stabiler und Ameisendichter Deckel zwingend erforderlich! Dieser sollte dennoch eine geregelte Belüftung zulassen, damit die Bildung von Staunässe verhindert ist. Sonstiger Ausbruchsschutz ist nur bedingt geeignet. Talkum und PTFE zum Beispiel verlieren ihre Eigenschaft als Ausbruchsschutz, da die Luftfeuchtigkeit zu hoch ist. Paraffinöl hingegen hält sich zwar, wird jedoch recht schnell von den Ameisen mit Dreck bedeckt und kann somit überlaufen werden.
[Die Bilder hier auf der Startseite stammen mit freundlicher Genehmigung von Roland Störmer, vielen Dank]